Bei wem gibt es zu Weihnachten auch immer Kartoffelsalat? Also den leichteren Klassiker, nicht den Kartoffelsalat mit Mayo, der mir trotz Amy's Tipp einfach einen Tacken zu mächtig ist. Natürlich der Warme - mit Brühe. Ich habe das Gefühl, dass jene Tradition immer weniger wird. Fondue oder Raclette - das ist der neue "Shit". Ja, verstehe ich. Mag ich auch richtig gerne. Aber eher zu Silvester. Zu Weihnachten - also am Heiligen Abend - da muss es warmer Kartoffelsalat mit Brühe sein. Immer.
Ja, das mit dem Kartoffelsalat ist bei uns tatsächlich schon seit Jahren so. Also nein - wir haben auch schon mal herumexperimentiert. Da gab es das eine Mal Lachs mit Kartoffeln. Und das andere Mal Gulasch mit Spätzle. Aber so richtig glücklich war danach niemand mit dem gewählten Weihnachtsessen. Ich glaube meine Mama hat jene Experimente auch nur gestartet, damit meine Schwester und ich auch mal was zum Erzählen hatten - bei unseren Freunden. Da gab es nämlich immer die aufwendigsten Menüs. Und bei uns "nur" warmer Kartoffelsalat mit Brühe". Das aufwendige Menü gibt es dann aber am 1. Weihnachtsfeiertag. Mit allem drum und drum: gefüllte Pute, Rotkohl und Knödel.
Warmer Kartoffelsalat zu Gedenken an Josef und Maria
Warum warmer Kartoffelsalat mit Brühe mein Favourite ist? Das hat zwei Gründe. Zum einen liebe ich es einfach, dass wir so eine wunderbare Tradition haben. Da sitzt nämlich dann plötzlich meine Oma mit am Tisch - lacht, singt und ist ganz nah bei uns. Und meine Schwester in ihren 10ern - mit zwei langen Zöpfen, einer Zahnlücke und einem verschmitzten Lächeln. Ja, das mag ich so sehr am Kartoffelsalat. Aber auch die eigentliche Idee, die hinter dem Kartoffelsalat steht. Früher wurde jenes Gericht nämlich aus zwei ganz einfachen Gründen auf den Tisch gebracht. Zum einen soll damit der Armut von Maria und Josef gedacht werden. Es gab früher sogar eine zweite Fastenzeit, die erst am 25. Dezember endete. Ja, ich komme aus einer christlichen Familie. Und zum anderen soll man sich an jenem Tag wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: das Zusammensein. Und dazu gehören eben nicht stundenlange Putz- und Kochactions.
Festkochende Kartoffeln und richtig gute Brühe
Vor allem der letzte Punkt ist es, der mich an Heiligabend so unglaublich glücklich macht. Ich lebe mittlerweile zwei Autostunden von zu Hause entfernt. Und genieße jede einzelne Sekunde, die ich dann mit meiner Mama verbringen kann. Achtung: Heulsusenalarm. Deshalb komme ich jetzt auch ganz schnell wieder zum Kartoffelsalat zurück. Der ist nämlich nur so gut, wie es seine Zutaten sind. Und dazu gehören - na klar - die richtigen Kartoffeln. Du solltest dich unbedingt für festkochende Kartoffeln entscheiden. Die nehme ich auch immer für meine Bratkartoffeln. Egal, ob ich den Klassiker aus gekochten Scheiben oder rohen mache. Wichtig ist nämlich das feste Fruchtfleisch der Knolle, damit sie in Form bleibt. Dann zählt natürlich auch die richtige Brühe. Bitte nicht zu günstigen Brühwürfeln aus dem Supermarkt greifen. Hier gerne mal den ein oder anderen Euro für richtig gute Brühe aus dem Glas investieren. Oder einfach Selbermachen. Da bekommst du am meisten Geschmack rein. Und dann gehören auch noch Speck und Gewürzgurken dazu. Der feine, aber kleine Unterschied, nach dem du beim schwäbischen Kartoffelsalat vergebens suchst. Dazu gibt’s dann immer verschiedene Beilagen. Mir reicht warmer Kartoffelsalat mit Brühe, Speck und Gürkchen schon allein. Aber wer mag, kann diese Begleiter dazu wählen:
- Wiener Würstchen oder Bockwürstchen
- Frikadellen
- Schnitzel
- Spiegeleier
- Fisch wie Rotbarschfilet, Matjesfilet oder Backfisch
- Gemüsebratlinge
- Kohlrabischnitzel
- Ofengemüse
- Brezel
Kleiner Fun Fact zum Schluss: So klassisch wir beim Kartoffelsalat sind, so experimentierfreudig geben wir uns beim Dessert. Im letzten Jahr gab es Tiramisu mit Kirschen, dieses Jahr soll es Bratapfel-Tiramisu geben. Davor hatten wir auch schon mal eine Phase, da haben wir einfach "nur" Christstollen und Lebkuchen auf den Tisch gestellt. Am Heiligen Abend geht es bei uns unkompliziert zu. Und ich liebe es!