Weißt du, woran ich beim Kirschmichel als Erstes denken muss? An Michel aus Lönneberger. Absolute Lieblingsserie. Also früher. Neben Pipi Langstrumpf. Und Wir Kinder aus Bullerbü. Aber zurück zum Kirschmichel. Der hat nämlich so viel mit besagten schwedischen Kindern wie ich mit der afrikanischen Wüste zu tun. Nämlich gar nichts. Nur der Name erinnert mich daran. Also Michel - wie Michel aus Lönneberger.
Wo Kirschmichel nicht herkommt, haben wir also geklärt. Aber wo kommt der süße Auflauf denn nun her? Na, aus Deutschland. Brot. Kuchen. Kirschen. Woher sonst? Ähnlich wie warmer Kartoffelsalat ist auch der Kirschmichel vor allem im Süden anzutreffen. Je nach Region wird er dort auch Kirschenplotzer, Kirschenjockel oder Kerschemischel genannt. Letzteres sagt man übrigens bei uns. Wo das ist? Im Hunsrück. Also nicht ganz südlich, eigentlich ziemlich zentral. Aber irgendwie hat es jene Süßspeise trotzdem zu uns geschafft. Ist aber auch so lecker. Und so schnell gemacht. Und so günstig. Nicht, dass das bei meiner Kuchenauswahl eine Rolle spielen würde. Aber Kirschmichel ist auch als Resteverwertung der besonderen Art bekannt. Hat mir meine Oma erklärt. Sie ist nämlich nicht nur Mama von drei Mädchen und drei Jungs, sondern auch noch stolze Besitzerin eines Bauernhofs. Da war das Geld früher knapp, aber der Hunger groß.
Resteverwertung deluxe
Kirschmichel besteht hauptsächlich aus Brot. Aus altem Brot. Zudem Milch, Eier, Butter und Zucker. Also alles Zutaten, die man heute günstig erwerben kann. Und früher nicht selten selbst auf dem Hof hatte. Genau wie die Kirschen. Die kamen bei Oma natürlich frisch vom Baum. Das Brot also mit der Milch einweichen, kurz stehen lassen und anschließend mit den restlichen Zutaten vermengen. Aber lass uns noch mal kurz auf die Kirschen zurückkommen.
Welche Kirschen?
Bei Oma kamen die Kirschen also direkt vom Baum. Da ich aber keinen Kirschbaum auf dem Balkon stehen habe, habe ich mich für Sauerkirschen aus dem Glas entschieden. Geht dann auch das ganze Jahr über. So haben meine Früchte nämlich immer Saison. Mein Glück, denn Kirschmichel könnte ich immer essen. Kirschen also einfach abseihen, abtropfen lassen und zum Schluss unterheben.
Butter, Zucker und Zimt als Knusperkruste
Meine Oma hat mir übrigens noch einen genialen Kniff verraten: Kurz vor Ende der Backzeit ein paar Flöckchen Butter sowie Zimt und Zucker auf dem Auflauf verteilen. Das sorgt für eine herrlich knusprige Zuckerkruste. Gab es nicht immer. Nur an besonderen Tagen. Aber heute ist so ein besonderer Tag. Der Mann und ich feiern nämlich dreijähriges Kennen. Als kleine Info am Rande. Mein Tipp, um das Ganze noch besonderer zu machen: Kirschmichel noch warm mit Vanillesoße genießen.
Kirschmichel ohne Brötchen, aber mit Quark
An allen anderen Tagen kommt die Süßspeise also auch ohne Zuckerkruste auf den Tisch. Ohne Zuckerkruste und manchmal auch ohne Brötchen im Teig. Stattdessen aber dann mit Quark und Grieß zubereitet. Ja, ist nicht gerade klassisch. Streng genommen ist es dann auch kein Kirschmichel mehr, sondern eher ein Quarkauflauf mit Kirschen. Aber für den Fall, dass kein altbackenes Weißbrot im Haus ist, gelingt jene Süßspeise eben auch so. Und zwar mindestens genauso gut.