Donnerstagabend. 22. November 2012. Ich zu Besuch in Hamburg bei meiner Freundin Marie. Ein Jahr haben wir uns schon nicht mehr gesehen. Und trotzdem ist alles wie immer. Marie kocht Tee, ich decke den Tisch und sie holt die Süßigkeiten aus dem Schrank. Lebkuchen, Kokosmakronen und - ich traue meinen Augen kaum - Christstollen. Echt jetzt? Christstollen? Hat sie über das Jahr vergessen, wie gern ich Christstollen mag? Also nicht mag? Hassen ist so ein schlimmes Wort. Aber ich hasse Christstollen. Alles an ihm. Aber vor allem Orangeat, Zitronat und die Rosinen. "Ist was?" - "Neeee, überhaupt nicht. Nur der ... ." Ich in Gedanken so: Sina, das kannst du jetzt echt nicht bringen. Reiß dich zusammen und probier wenigstens ein Stück. Ich also ein Stück probiert - der gute Laune wegen. Und dann noch ein Stück und noch ein Stück und noch ... Und irgendwann war es 3 Uhr (nachts), der halbe Christstollen samt Bratapfelmarmelade leer und ich so glücklich wie lange nicht mehr. So gut kann Christstollen schmecken? Liegt wahrscheinlich am Rezept. Das hat Marie nämlich von ihrer Oma. Und die hat es wiederum von ihrer Oma. Und ich habe all ihre Geheimnisse für euch. Seit jenem Tag nämlich, gibt es jedes Jahr Christstollen. Entweder backt Marie und schickt mir einen zu. Oder eben andersrum. Nur zusammen haben wir keinen mehr gegessen. Aber das soll sich in diesem Jahr ändern. Mein Flug für den 30. November ist schon gebucht.
Kleiner Fun Fact zum Schluss: Ich so – mhhhh. Und Marie so: Oh ne, der hätte aber noch ein paar Tage gebraucht. Was sie damit meint? Mehr dazu weiter unten.
- 1. Warum essen wir Christstollen? Und warum zu Weihnachten?
- 2. Das Wichtigste sind die Zutaten
- 2.1. Das Mehl als Basis
- 2.2. Die Hefe für einen lockeren Teig
- 2.3. Das Fett für besten Geschmack
- 2.4. Die Mandeln für extra Saftigkeit
- 2.5. Zitronat und Zitronenabrieb für das Aroma
- 2.6. Korinthen und Sultaninen. Und zwar mit Rum
- 2.7. Und dann sind da noch Zucker, Milch und Salz
- 2.8. Kein Christstollengewürz?
- 2.9. Was ist mit Marzipan?
- 3. Wie Christstollen formen?
- 4. Das Rezept für Omas Christstollen
- 5. Wie lange muss ich meinen Christstollen backen?
- 6. Christstollen wie lange vorher backen?
- 7. Wie bewahre ich meinen Christstollen richtig auf?
- 8. Warum kommt Puderzucker auf meinen Stollen?
- 9. Christstollen Kalorien
Warum essen wir Christstollen? Und warum zu Weihnachten?
Heute im Dienst: Sina Kolumna. Auch wenn die Aufgabe nicht ganz einfach war. Aber ich habe versucht das Beste draus zu machen und herausgefunden, dass wir schon seit dem Mittelater Christstollen essen. Damals allerdings als Fastengebäck – natürlich ohne Zucker, Butter und Milch. Nur Mehl, Wasser und Hefe sollen erlaubt gewesen sein. Ob das geschmeckt hat? Na, ich weiß ja nicht ... Zum Glück hatte aber 150 Jahre später Papst Innozenz VIII. ein Einsehen und hat mit dem „Butterbrief“ weitere Zutaten zugelassen. Und seitdem essen wir Christstollen, wie wir ihn kennen.
Warum zu Weihnachten? Na, weil jenes Gebäck an das gewickelte Christkind erinnern soll. Also die Form an das Christkind, die dicke Puderzuckerschicht an seine Windel.
Der Dresdner Christstollen
Oh my ... Ich glaube, ich habe meinen Lieblingsstollen gefunden. Der Dresdner Christstollen darf sich nämlich nur Dresdner Christstollen nennen, wenn er zu 50 Prozent aus Butter besteht. Hinzu kommen süße und bittere Mandeln, Orangeat, Zitronat und Rosinen. Aromen und Margarine haben in einem Dresdner Christstollen nichts zu suchen. Also beim gekauften Stollen in Zukunft auf das „Gütesiegel“ achten.
Das Wichtigste sind die Zutaten
Orangeat? Mag ich nicht. Zitronat? Auch nicht. Rosinen? Erst recht nicht. Ja, könnte von mir stammen. Aber seitdem ich weiß, wie man mit jenen Zutaten umgeht, ist das gar kein Problem mehr. Im Gegenteil.
Das Wichtigste vorweg: Alle Zutaten am Vorabend in einen zimmerwarmen Raum stellen. Nur so wird’s was mit Omas Christstollen.
Das Mehl als Basis
Maries Oma hat das klassische Haushaltsmehl Typ 405 verwendet. Also mache ich das auch. Du kannst aber auch zu Roggenmehl Typ 997 greifen.
Die Hefe für einen lockeren Teig
Die Basis für Christstollen ist ein schwerer Hefeteig. Ob du nun frische Hefe oder Trockenhefe verwendest, bleibt dir überlassen. Ich backe am liebsten mit frischer Hefe. Wie das am besten geht? Das verrate ich dir in meinem großen Hefeteig-Guide.
Keine Lust auf Hefe? Dann gib Quark in deinen Teig. Schmeckt nicht wie das Original, aber so ähnlicher. Das Rezept findest du unter Quarkstollen.
Das Fett für besten Geschmack
Wie? Keine Butter? Na klar. Ohne Butter ohne mich – weißt du doch. Aber nicht die klassische, sondern in Form von Schmalz. Und dazu Schweinefett. Hört sich nicht ganz so lecker an. Und ja, ich habe auch erst mal doof geguckt. Aber am Ende wirst du mit einem phänomenalen Stollen belohnt. Wenn du dich nicht an das Schweinefett herantraust, dann greif zu normaler Butter oder Pflanzenfett. Wichtig ist nur, dass du zwei unterschiedliche Fette verwendest.
Die Mandeln für extra Saftigkeit
Maries Oma setzt auf eine Kombination aus fein gemahlenen Mandeln und (normal) gemahlenen Mandeln. Yummy!
Zitronat und Zitronenabrieb für das Aroma
Nein, in diesen Christstollen kommt kein Orangeat. Nur Zitronat und der Abrieb von einer Bio-Zitrone. Denn das ist es wahrscheinlich auch, das den Christstollen so lecker macht. Wichtig ist aber, dass du das Zitronat ganz fein(!!!) hackst. Mache ich bei meinen Elisenlebkuchen auch so.
Korinthen und Sultaninen. Und zwar mit Rum
Nein, keine Rosinen. Also klar, Rosinen kannst du auch verwenden. Habe ich auch schon gemacht. Aber ins Original kommen Sultaninen – die hellen, getrockneten Weintrauben. Und Korinthen - die griechische Rosine quasi. Beide Sorten werden einen Tag vor der Verarbeitung in reichlich Rum eingelegt. So verlieren sie ihr „fieses“ Aroma und werden ganz, ganz lecker. Versprochen!
Du glaubst mir nicht? Dann kannst du Korinthen und Sultaninen auch durch gehackte Mandeln ersetzen. Wie das geht, das verrate ich dir bei meinem Mandelstollen.
Und dann sind da noch Zucker, Milch und Salz
Zucker braucht es für die Süße. Milch für die Geschmeidigkeit. Und Salz für das gewisse Etwas. Alles ganz einfach in der Vorratskammer zu finden.
Kein Christstollengewürz?
In den Stollen von Maries Oma kommen tatsächlich keine weiteren Gewürze. Wenn du möchtest, kannst du deinem Teig natürlich noch Ingwer, Kardamom, Koriander, Nelken, Muskat, Zimt oder Vanille hinzufügen. Oder zu Christstollengewürz greifen. Ich mag es aber pur am allerliebsten. Aber in meinem Glühgin sind ein paar von diesen Wintergewürzen definitiv Pflicht.
Was ist mit Marzipan?
Der klassische Christstollen wird ohne Marzipan gebacken. Ich kann deine Frage aber verstehen. Ich mag Marzipan auch ziemlich gerne. Einfach zwei „Marzipanschlangen“ drehen und vor dem Formen auf deinen Teig geben. Wie das genau geht, erfährst du im Rezept für Christstollen mit Marzipan.
Wie Christstollen formen?
Der Teig ist zusammengerührt? Dann kommt jetzt das Formen. Teig zu einem Rechteck ausrollen. Die lange Seite zu 3/4 umklappen, sodass eine dicke und eine dünne Seite entsteht. Mit einem Nudelholz die Kante bzw. den Übergang etwas platt drücken.
Das Rezept für Omas Christstollen
Wie lange muss ich meinen Christstollen backen?
Ich habe es schon so oft gesagt und es tut mir auch leid, dass ich das immer wieder erzählen muss. Aber jeder Backofen backt anders. Deshalb kann ich dir leider nur einen Richtwert von 35 bis 40 Minuten gebacken. Am besten du schaust das erste Mal nach 30 Minuten nach deinen Stollen. Sind sie schon etwas dunkel, brauchen aber noch ein bisschen? Dann einfach mit Alufolie abdecken.
Christstollen wie lange vorher backen?
Erinnerst du dich noch an „Oh ne. Der hätte aber noch ein paar Tage gebraucht“? Habe ich am Anfang natürlich nicht verstanden. Neuling und so. Aber jetzt weiß ich, was sie damit gemeint hat. Obwohl nein. So richtig immer noch nicht. Denn die einen sagen so, die anderen so. Mein ehemaliger Dozent isst seinen Christstollen einen Tag nach dem Backen, Marie 4 Wochen danach und ich habe schon von 6 Wochen gelesen. Ob’s was bringt? Und ob man den Unterschied schmeckt? Das teste ich gerade für dich.
Das Ergebnis: überraschend. Ich war der festen Überzeugung, dass ein richtig guter Christstollen 6 Wochen lang ziehen muss. Ist ja auch nicht falsch. Aber eben auch nicht richtig. Der Test hat gezeigt, dass sowohl Woche 1 wie auch Woche 6 gewonnen haben. Dazwischen ein paar unerklärliche Schwankungen. Irgendwie aber auch schön. So können wir theoretisch die ganze Adventszeit über Christstollen naschen. Und dabei reicht es, eine Woche vorher anzufangen.
Wie bewahre ich meinen Christstollen richtig auf?
Ich bewahre meinen Christstollen ja dort auf, wo ich ihn nicht sehen kann. Zu groß ist die Gefahr, dass ich ihn einfach anschneide. Und Krümel für Krümel auffuttere. Wo das ist? Im Kleiderschrank – im allerletzten Fach ganz unten. Grundsätzlich gilt nämlich, dass du deinen Stollen kühl, trocken und dunkel lagerst. Wenn dein Keller trocken ist, eignet der sich auch ganz wunderbar dafür. Aber bloß nicht in den Kühlschrank damit.
Bevor es aber soweit ist, solltest du deinen Christstollen in Alufolie wickeln und in einen Plastikbeutel geben. Ja, ich weiß, nicht gerade umweltbewusst. Es tut mir auch leid. Aber ich habe bisher keine andere Lösung gefunden. Wenn jemand eine kennt, gerne her damit.
Warum kommt Puderzucker auf meinen Stollen?
Bevor du deinen Christstollen verpacken kannst, gehört eine ordentliche Ladung Puderzucker drauf. Also eigentlich zuerst Butter und Zucker. Und dann Puderzucker. Warum? Na, weil du so die Poren verschließt und ihn haltbar machst. Nach dem Backen mit Butter – richtig viel Butter – bepinseln und mit Zucker bestreuen. Trocknen lassen und dann nochmal mit Puderzucker bestäuben. Dabei ruhig einen Schneesturm entstehen lassen - fertig zum Genießen oder Verschenken. Apropos: Diese süßen Kuchen im Glas machen sich auch gut als Wichtelgeschenk.
Christstollen Kalorien
Christstollen hat wie die meisten Weihnachtsnaschereien natürlich einiges an Kalorien im Gepäck. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Mehl, Zucker, Fett und Co. sorgen dafür, dass 100 g Stollen etwa 427 Kalorien hat. Aufgeteilt in 5 g Eiweiß, 23 g Fett und 51 g Kohlenhydraten. Zugegeben, hier hast du es mit einem wirklich gehaltvollen Klassiker zu tun. Aber dieser kommt dafür eben auch nur einmal im Jahr auf den Tisch.