Shortbread habe ich so einiges zu verdanken. Ok – so viel ist es eigentlich gar nicht. Eher nur eine einzige Sache. Dafür aber eine ganz tolle, wunderbare, herzerwärmende Sache. Und zwar die Freundschaft zu meiner lieben Caro. Wir haben damals beide in Hamburg gewohnt. Ich schon ein bisschen länger. Sie erst ein paar Tage. Zuerst haben wir uns auf der Straße getroffen, dann im Hausflur und schließlich in meiner Küche. Was ich ihr da serviert habe? Das schottische Shortbread – ohne zu wissen, dass sie das ziemlich gerne mag. Caro gehört nämlich zu der Kategorie Weltenbummler. Hat schon so einige Tage in Großbritannien verbracht. Und damit auch den ein oder anderen Keks genascht. Ich ihr also ein paar von diesen sandigen Plätzchen hingestellt und ein liebevolles Lächeln „kassiert“.
Was ich damals nicht wusste: Shortbread wird klassisch mit einem Teil Reismehl zubereitet. Ich habe ausschließlich Weizenmehl verwendet. Ob das einen Unterschied macht? Das habe ich heute, nach fünf Jahren, für dich (und für mich) getestet.
Woher kommt Shortbread? Und was ist das überhaupt?
Shortbread kommt aus Schottland. Und ist – neben dem Tee – der Hauptdarsteller bei der Tea Time. War früher also eher den Reichen vorbehalten. Der Grund: die teuren Zutaten. Jenes Gebäck besteht nämlich aus Zucker, Butter und Mehl – im Verhältnis 1:2:3. Keine Eier. Es erinnert mich irgendwie immer an Vanillekipferl, ähnelt aber mehr noch dem deutschen Sandgebäck. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Hier wird kein klassisches Mehl, sondern Reismehl verwendet. Warum? Das verrate ich dir ein bisschen weiter unten.
Übrigens – Achtung unnützes Wissen: Der 6. Januar ist der Tag des schottischen Shortbreads. Du darfst jene Kekse natürlich auch schon vorher backen. Ich mag sie besonders gerne um Weihnachten rum, zu heißem Tee oder Kakao.
Brot oder Keks?
Ist Shortbread ein Brot oder Keks? Die Optik sagt Keks – klar. Aber Name sagt – Brot. Nicht ganz. Schließlich heißt Shortbread übersetzt nicht kurzes Brot. Sondern ist tatsächlich die englische Bezeichnung für Butterkeks oder Mürbeteiggebäck. Also durch und durch ein Keks.
Wie macht man Shortbread?
Shortbread ist schnell und einfach gemacht. Schmeckt aber gar nicht danach. Im Gegenteil. Richtig gutes Shortbread schmeckt nach stundenlanger Arbeit. Das Entscheidende ist aber nicht unbedingt die Zubereitung, sondern das sind die Zutaten: Butter, Zucker, Salz. Und nicht zu vergessen das Mehl.
Die Butter für die Bindung im Teig
Die erste Zutat: Butter. Und zwar weiche Butter. Das wundert dich? Hat es mich tatsächlich auch. Schließlich wird Mürbeteig nicht selten mit (eis-)kalter Butter zubereitet. Hier kommt aber weiche Butter zum Einsatz. Das hat den Grund, dass sich Mehl und Butter zu einer homogenen Masse verbinden sollen. Anders ist das zum Beispiel bei der französischen Quiche Lorraine. Dieser lebt von seinen verschiedenen (Butter-)Schichten.
An warmen Tagen reicht es, wenn du die Butter wenige Stunden vor dem Backen aus dem Kühlschrank nimmst. Im Winter am besten am Abend vorher rausnehmen. Das hast du vergessen? Dann helfen folgende Tricks:
- Butter auf einen Teller legen. Ein Glas mit heißem Wasser ausspülen, abtropfen lassen und über die Butter stülpen. Nach 5 Minuten ist die Butter weich.
- Butter über einem heißen Wasserbad schmelzen lassen. Dafür in kleine Stücke schneiden. Anders werden sie außen weich, bleiben aber innen hart.
Der Zucker für den typisch süßen Geschmack
Puderzucker? Kristallzucker? Oder vielleicht Muscovadozucker? Ganz klar: Kristallzucker. Also dieser typische Zucker, den wir alle zu Hause haben. Puderzucker verändert die Struktur deiner Kekse. Muscovadozucker verändert nicht nur die Struktur, sondern auch den Geschmack.
Das Salz für den Feinschliff
Die Prise Salz im Rezept überliest man ja mal ganz gerne. Passiert mir auch. Ist hier aber wichtig. Deshalb nicht geizen, sondern eine ordentliche Prise dazu geben.
Das Mehl für die besondere Konsistenz
Kommen wir zur wichtigsten Zutat. Und zwar dem Mehl. Wer schon einmal Shortbread gegessen hat, der weiß über diese feine, leicht krümelige Konsistenz Bescheid. Das Geheimnis: Reismehl. Kein klassisches Weizenmehl, so wie wir es für fast alles verwenden. Sondern Reismehl. Es gibt auch Rezepte, die Hafermehl vorschlagen. Jene Alternative soll aber nur entstanden sein, weil Reismehl für die breite Masse einfach zu teuer war/ist. Ob man den Unterschied schmeckt? Das habe ich mich auch gefragt und für dich getestet.
- Shortbread mit Reismehl: Fangen wir mit dem Original und gleichzeitig auch mit dem Testsieger an. Das Shortbread mit Reismehl ist genauso, wie es sein muss: mürbe, sandig und leicht kernig. Nicht jedermanns Geschmack. Für mich aber perfekt.
- Shortbread mit Weizenmehl: Der zweite Platz ist nicht ganz richtig. Denn eigentlich teilt sich das eingedeutschte Rezept den ersten Platz mit dem Original. Die Hälfte meiner Kollegen fand diese Variante besser. Der Grund: Die kleinen Kekse sind nicht ganz so trocken, sondern saftiger. Aber eben auch ein bisschen weniger sandig.
- Shortbread mit Hafermehl: Auf dem dritten Platz: Das Shortbread mit Hafermehl. Der Geschmack von Hafermehl ist eigenwillig, muss man mögen. Und die Konsistenz irgendwas zwischen dem Testsieger und viel zu bröselig.
Das Rezept für dein Shortbread
Wie lange backen?
„Sind die echt schon fertig?“ – Meine Kollegin bei unserem Experiment. Und wie die fertig sind. Ich habe mich mit der Farbe auch am Anfang schwergetan. Schließlich gehöre ich zur Kategorie Röstaromen. Aber Shortbread überzeugt durch seine vornehme Blässe. Sie werden maximal 15 Minuten gebacken. So werden sie nämlich, trotz ihrer sandigen Textur, nicht unangenehm trocken. Mein Tipp: Das erste Mal nach 10 Minuten checken. Schließlich backt jeder Ofen anders.
15 Minuten plus 15 Minuten plus 15 Minuten plus 15 Minuten - macht 60 Minuten Backzeit bzw. Wartezeit. Da habe ich nur selten Lust drauf. Deshalb bleibt es meistens bei einem Blech Kekse. Nicht seitdem ich den Backofen der Serie 8 von Bosch habe. Mit der 4 D Heißluft backe ich nämlich 4(!) Bleche Kekse auf einmal. Und dabei kommen sie alle perfekt aus dem Ofen.
Welche Form ist die richtige?
Sonne, Mond und Sterne? Auf gar keinen Fall! Beim Shortbread müssen deine Ausstecher im Schrank bleiben. Findest du langweilig? Ist es aber nicht. Schließlich kommt das traditionelle Shortbread in drei verschiedenen Formen daher:
Shortbread Fingers
Teig halbieren. Beide Stücke auf dem Backblech zu Rechtecken (6 cm tief, 2 cm dick) formen. In 1 cm dicke Stangen schneiden und auseinanderschieben.
Shortbread Rounds
Teig zu einer Rolle mit einem Durchmesser von 4 cm formen. 1 cm dicke Scheiben schneiden und auf das Backblech geben.
Shortbread Petticoat Tails
Teig in vier gleich große Stücke teilen. Stücke auf dem Backblech zu Scheiben mit einem Durchmesser von 12 cm formen. Jede Scheibe in 8 Stücke schneiden, dabei aber nicht ganz durchschneiden. Nach dem Backen 5 Minuten auskühlen lassen und Dreiecke vollständig durchschneiden.
Wie am besten aufbewahren?
Shortbread mag weder Luft noch Feuchtigkeit. Daher unbedingt in einer luftdichten Box aufbewahren. Ich habe gute Erfahrungen mit Keks- bzw. Blechdosen gemacht. So halten sich die buttrigen Kekse mehrere Wochen.
Mehr ist mehr: Millionaires Shortbread
Lust auf Karamell? Lust auf Schokolade? Lust auf das Beste, das Shortbread zu bieten hat? Dann ist Millionaires Shortbread genau das Richtige für dich. Der Boden ist quasi ein Keks im XXXL-Format. Darauf eine Schicht Karamell – bestehend aus Kondensmilch und Muscovadozucker. Typisch britisch eben. Und darauf eine Schicht Ganache. Also eine Mischung aus Schokolade und Sahne. Nicht zu vergessen die feinen Meersalzflocken on top.
Während sich die Zutaten für klassisches Shortbread an einer Hand abzählen lassen, trumpfen die Zutaten vom Millionaires Shortbread ordentlich auf. Daher auch der Name.